Die Nacht der Sonnenbrillen
Es war einmal eine Nacht. Sie war recht kalt, und dunkel auch! In dieser Nacht, da trug sich etwas spezielles zu. Und davon will ich euch berichten.
In dieser Nacht, da kamen die Schneemandli und die Heuschöpfli zusammen. Jedes Jahr einmal trafen sie sich um ihr Fest zu feiern. Es gab einfach ein Problem, denn dieses Fest konnte nur statt finden, wenn es unter - 5° C war, der Vollmond schien und ein Ratrac einen Lärm von über 96,75 dB machte.
Nur selten trafen diese Umstände zusammen, den Lärmen natürlich ausgenommen, denn der ist ja immer da. Doch in dieser einen speziellen Nacht war es so. Es war saukalt, der Mond schien als wäre es Tag und ein besoffener Ratrac-Fahrer fuhr fast alle Jungtannen um.
Dieser Ratrac-Fahrer stellte aber ein Hindernis für die Schneemandli und Heuschöpfli dar, denn noch nie hatte ein Mensch einem Fest der Schneemandli und Heuschöpfli beigewohnt. So gingen all die komischen Gestalten langsam und vorsichtig auf ihre Versammlungslichtung.
Als der Ratrac wieder Richtung eine Jungbaumsielung hielt, erhob das Ober-Uchteriwurz seine Stimme (Es war dieses Jahr ein Heuschopf-Turnuns. Gemäss einer komplizierten Regel wurde gewechselt, alles bis zur Nachfolge war bis ins kleinste Detail geregelt.).
"Liebe Berggeschöpfe, seid gegrüsst zu unserem diesjährigen uchteriwzurzigen Zusammensein.
Ich hoffe Ihr verzeiht mir die Verfahrensfehler, die ich bis jetzt begangen habe und die, welche ich noch begehen werde, denn Ihr wisst ja alle, dies ist das erste uchteriwurzige Zusammensein, welches ich leite. So lasst mich nun zu den üblichen Traktanden kommen. Ich möchte anfangen mit...(gähn) und so ging es dann halt so weiter mit all dem langweiligen Kabis, denn so eine Versammlung mit sich bringt.
Doch nach einer Zeit (sie kam den meisten Beiwohnern vor, als sei sie unendlich) kamen sie zum spannenden Teil der Versammlung.
Die spannende Sache war jedesmal: Wie machen wir uns bekannt bei den Menschen, ohne das die wissen, was wir sind; können eine gute Zeit haben, verschwinden und wieder in Ruhe unserem Schneemandli- und Heuschöpfli-Dasein nachgehen.
Der Vorschlag dieses Jahr war ganz gewagt. Alle Schneemandli und Heuschöpflis wollten an der Fastnacht verkleidet ins Bergdorf gehen. Im Grossen und Ganzen fand dies ja anklang, aber es gab einen Streitpunkt.
Die Verkleidung.
Ja, ja, wie man so weis ist dies nicht nur ein Problem bei den Schneemandli und Heuschöpfli; auch bei anderen Lebewesen, die Fastnacht feiern, wie Füchsen, Bären, Katzen, Luchsen, Mardern, Wölfen, Eichhörnchen, Dachsen, Bibern, Ewoks, Maulwürfen usw. soll es bei dieser Frage immer wieder zu Streit kommen.
Ein junges, kleines, wohl aber vorwitziges Schneemandli kam aber mit der Idee hervor. Sie würden alle eine.............................................Sonnenbrille tragen!
Voller innerlicher Freude und hämischem Kichern gingen die Schneemandli und Heuschöpfli nach Hause.
Der grosse Tag kam.
Sie hatten alle abgemacht nur einzeln, nicht in Rudeln über das Dorf herzufallen. Und so mengten sie sich ganz unauffällig unter die Dorfbewohner, welche dem grossen Fastnachtsumzug beiwohnten. Voraus ging der Dorfmusikant. Er hatte eine Menge Tasteninstrumente umgeschnallt und machte Musik wie ein ganzes Orchester (gut über die Qualität konnte man sich streiten, aber wenigstens war Musik da). Alle Leute des Dorfes waren da, bis auf einen, denn der musst arbeiten. Alle hüpften, klatschten zu der Musik, die Stimmung war gross. Und all die Schneemandli und Heuschöpfli liessen sich mitreissen von der grossartigen Stimmung. Niemand bemerkte, das unter all den Menschen sich auch Berg-Geschöpfe befanden. All die komischen Laute, die beim Johlen und Singen ertönten wurden Betrunkenen zugeschrieben. Das Fest war riesengross!
Einen aber, ja, ja, einen, den hatten alle vergessen. Er hatte es schon den ganzen Winter streng gehabt. Es war reichlich Schnee gefallen - schon früh im November- und er, er musst schon damals schauen, dass all die Pisten in einwandfreiem Zustand waren. Er, er hatte die unglaublich verantwortungsvolle Aufgabe inne, zu schauen, dass all dieser böse Schnee zu einer netten, friedlichen Piste plattgewaltzt wurde.
Und so stand nun die gesamte Dorfbevölkerung, verstärkt mit all den Schneemandlis und Heuschöpflis der Umgebung in der Dorfgasse, johlten dem Dorfmusikanten zu und bemerkten nicht, dass ihr Ratrac-Fahrer, welcher über 453 Stunden bereits in der Kabine sass, nicht mehr so genau wusste, wohin er fuhr.
Die Dorfbewohner erkannten plötzlich mit Schreck das unheimliche Grollen des Ratracs, als sie auch noch das blendende Licht des Scheinwerfers sahen, rannten sie in Panik davon in ihre Häuser.
Aber all die Schneemandlis und Heuschöplflis mit ihren Sonnenbrillen verkleidet kannten dieses Geräusch nicht. Sie klatschten weiters zu der fröhlichen Musik, die sie aus der Ferne vernahmen. Und so wurden sie überrollt vom unverheissungsvoll brummenden Ratrac.
Am nächsten Tag stand in der grössten Tageszeitung des Landes als fette Schlagzeile: 197 Sonnenbrillen von Ratrac zerquetscht!
Klar, Sie haben diese Geschichte vor der ........- Schlagzeile gelesen (als aufgeschlossener MitbürgerInn). So kann ich es Ihnen nicht verübeln, dass sie die Frage stellen:
"Was ist mit den Schneemandlis und Heuschöpflis geschehen?"
Wohl wahr, eine gute Frage.
Überrollt von einem Ratrac, zerquetscht, zermalmt, durch die brutalen Räder und Ketten dieses Ungetüms gepresst; würden Sie dann noch ein Schneemandli oder ein Heuschöpfli als solches erkennen?